Gentests

Warum Gentests? Bei vielen Hunderassen werden heute Gentests angeboten, die helfen sollen, Krankheiten in der jeweiligen Rasse zu erkennen und nach Möglichkeit Trägertiere dieser Krankheiten nicht mit anderen Tieren zu verpaaren, die ebenfalls Träger der Krankheit sind. Wenn ein Hund eine genetische Disposition für eine Krankheit in sich trägt, ist er NICHT krank. Wird er aber mit einem anderen Hund verpaart, der ebenfalls diese Krankheit in sich trägt, dann können Welpen geboren werden, die von beiden Elterntiere die Trägerschaft geerbt haben und somit ist die Wahrscheinlichkeit, dass die jeweilige Krankheit ausbricht, sehr hoch.

Bei Shelties sind einige Gesundheitsuntersuchungen (MDR1, CEA, HD-Röntgen) für die Zucht vorgeschrieben, darüber hinaus gibt es aber schon zahlreiche andere Gentests, die gemacht werden können, um die Gesundheit in der Sheltie-Population zu erhalten bzw. zu verbessern. Deswegen wird jede/r seriöse und verantwortungsvolle ZüchterIn die Elterntiere vor der Verpaarung auf mögliche Trägerschaften untersuchen lassen und nur Verpaarungen zwischen Trägern und Nicht-Trägern vornehmen.

Auf folgende Erkrankungen werden meine Shelties derzeit genetisch getestet:

DM und DMS sind 2023 dazu gekommen, Tests aller Merle M-Locus kam 2024 dazu …

CEA = Collie Eye Anamolie, Quelle: Labogen

Bei der Collie Eye Anomalie (CEA) handelt es sich um eine Erbkrankheit, bei der es zu Veränderungen an der für das Sehen wichtigen Netzhaut des Auges kommt. Die CEA kann in verschiedenen Schweregraden auftreten. In manchen Fällen sind die Veränderungen der Netzhaut (Retina) nur gering und die Krankheit verläuft unbemerkt. Es kann auch zur Ausbildung von Spaltöffnungen (Kolobome) an der Eintrittstelle des Sehnervens kommen, zur Fehlbildung (Dysplasie) der Netzhaut und der darunter liegenden Aderhaut sowie zu Netzhautfalten kommen. Die Sehkraft kann dadurch beeinträchtigt werden. Bei der schlimmsten Form der CEA kommt es durch Blutgefäß-Veränderung zu Blutungen an der Netzhaut. Dies kann eine Netzhautablösung zur Folge haben, was zur Erblindung des Hundes führt. 

Der Schweregrad der Erkrankung verändert sich bei der CEA im Laufe des Lebens nicht. Ein betroffener Hund erblindet also nicht erst im Alter. Die mildeste Form der CEA, die sogenannte CRH (chorioretinale Hypoplasie), ist beim Welpen nur bis zu einem Alter von ca. 9 Wochen erkennbar*, danach wird sie durch die normale Einlagerung von Farbstoffen (Pigmenten) in das Auge überdeckt. Hunde, deren CEA-Erkrankung im Alter nicht mehr festgestellt werden kann, nennt man „Go-Normals“.

*Deshalb werden unsere Welpen mit 7 Wochen nach dem Chipen (eindeutige Zuordnung des Befunds!) einem ECVO-Augenarzt vorgestellt.

MDR1-Genvariante

Bei Rassen wie Australian Shepherd, Bobtail, Border Collie, Deutscher Schäferhund, Elo, Kurzhaar- und Langhaar-Collie, Langhaar Whippet, Mc Nab, Shetland Sheepdog, Silken Windhound, Wäller, Weißer Schweizer Schäferhund kann der sogenannte MDR1-Gendefekt (MDR1 -/-) zu einer Überempfindlichkeit auf Ivermectin, einem zur Parasitenbekämpfung verwendeten Wirkstoff, kommen. Es sind bei MDR1-Defekten Überempfindlichkeiten gegen Acepromazin, Butorphanol, Doxorubicin, Emodepsid, Erythromycin, Ivermectin, Loperamid, Milbemycin, Moxidectin, Rifampicin, Selamectin, Vinblastin und Vincristin bekannt. Dieser wird autosomal-rezessiv vererbt und ist lebensbedrohlich für die Tiere, denn bereits eine geringe Dosierung führt zu schweren neurotoxischen Nebenwirkungen wie Bewegungs- und Koordinationsstörungen, Desorientiertheit, Erbrechen und Zittern bis hin zu komatösen Zuständen. Es gibt auch sog. Trägertiere = Der Hund ist heterozygoter Merkmalsträger für den Defekt MDR1 (eines von zwei Allelen ist betroffen). Der Defekt wurde nur von einem Elternteil vererbt und kann weitervererbt werden. Es kann zu einer Zunahme von unerwünschten Arzneimittelwirkungen (Nebenwirkungen) kommen. Diese Tiere dürfen ausschließlich mit MDR1-freien (MDR1 +/+) verpaart werden!

CNGA1-PRA = Progressive Retinaatrophie

Diese Erkrankung der Netzhaut führt zu einem fortschreitenden Rückgang (Degeneration) der Lichtrezeptoren auf der Netzhaut (Retina), welche als Stäbchen (rods) und Zapfen (cone) bezeichnet werden. Dies führt zunächst zur Nachtblindheit und mangelnder Anpassungsfähigkeit der Pupille und später zu vollständiger Erblindung des Hundes. Die Augenerkrankung (opthtalmologische Störung) kann viele verschiedene erbliche Ursachen haben. Bei der CNGA1-PRA, welche beim Shetland Sheepdog auftritt, können ab dem 2. Lebensjahr erste Anzeichen beobachtet werden. Möglicherweise kann eine Diagnose auch vorher erfolgen. Die beim Sheltie ebenfalls auftretende Langsam voranschreitende Retinopathie“ (SPR) ähnelt in der Symptomatik der PRA in den Anfangsstadien und kann über eine Augendiagnostik (ophthalmologische Untersuchung) nur durch ein Elektroretinogramm (ERG) unterschieden werden. Neben der durch diesen Gentest erfassten Mutation im CNGA1-Gen scheint noch mindestens eine weitere Mutation zu existieren, die für die Ausprägung einer PRA beim Sheltie verantwortlich ist. Diese ist Gegenstand fortlaufender Forschung.

vWD Typ III = Von-Willebrand-Krankheit Typ III

Die Von-Willebrand-Krankheit (vWD) ist die häufigste vererbte Gerinnungsstörung des Blutes bei Hunden. Sie wird durch einen defekten oder fehlenden Von-Willebrand-Faktor (vWF) im Blut ausgelöst, der ein wichtiger Faktor der Blutgerinnung ist. Dabei kann es zu langen Nachblutungen nach Verletzungen führen. Betroffene Tiere können sogar verbluten. Die Blutungen betreffen die Oberflächen der Schleimhäute und werden bei physischem und psychischem Stress und anderen Krankheiten stärker. Zu den klassischen Symptomen gehören schwerwiegende Blutungen nach einer Verletzung bzw. postoperative oder auch schwere spontane Blutungen. Ebenfalls typische Anzeichen sind wiederholte Magen-Darm-Blutungen, die mit oder ohne Durchfall (Diarrhoe) auftreten können, Nasenbluten, Zahnfleischbluten, verlängerte Blutung bei der Läufigkeit, Lahmheiten durch Einblutungen in den Gelenken, Blutergüsse (Hämatome) auf der Körperoberfläche und starke sowie schwer zu stoppende Blutungen von zu kurz geschnittenen Krallen. 

Die angeborene Bluterkrankheit kann in unterschiedlichen Schweregraden auftreten. Man unterscheidet drei verschiedene Formen dieser Erkrankung (Typ 1, 2 und 3). VWD Typ 3 ist als die schwerwiegendste der drei Formen bekannt. Eine relative große Häufigkeit des Auftretens (hohe Prävalenzrate) der vWD Typ 3 ist für die Rassen Scottisch Terrier und Shetland Sheepdogs beschrieben.

Leider nicht von allen Laboren angeboten, Amanda hat den Test:

SLC = Hyperurikosurie

Kristallbildung im Harn (Harnsteinbildung) bis zur Bildung von Blasensteinen kann bei Hunden aller Rassen auch durch einen Gendefekt ausgelöst werden. Die Ursache ist eine Mutation im SLC2A9-Gen. Dies führt von Geburt an zu einem veränderten Stoffwechsel. Normalerweise werden Stickstoffverbindungen aus der Nahrung, sogenannte Purine, beim Hund als Allantoin mit dem Harn ausgeschieden. Bei Hunden mit der beschriebenen Genmutation wird jedoch weitaus mehr Harnsäure anstelle von Allantoin im Urin gebildet (Hyperurikosurie oder SLC). Das führt zudem zu 2- bis 4-fach höheren Werten von Harnsäure im Blutplasma (Hyperurikämie). Harnsäure ist weniger gut wasserlöslich als Allantoin und kann, wenn sie in hohen Mengen auftritt, zu Kristallbildung führen. Die Harnsteine müssen den Hunden dann häufig operativ entfernt werden. Ein wichtiger Teil der Therapie bzw. Vorbeugung ist viel Wasser trinken und eine purinarme Ernährung (spezielle Diät). Die Hyperurikosurie tritt bei jedem Dalmatiner auf.

Neu seit 4/2021 Test auf PED = Paroxysmale exercise-induced Dyskinesie

Quelle: Labogen Genetik-News 4/2021
Beim Shetland Sheepdog konnte eine Variante im PCK2 (phosphoenolpyruvate caboxykinase 2) -Gen gefunden werden, die zu einer Paroxysmalen exercise-induced Dyskinesie (PED) führen kann. Paroxysmale Bewegungsstörungen sind eine Gruppe verschiedener neurologischer Erkrankungen, die sich durch Episoden unwillkürlicher Bewegungen kennzeichnen lassen. PED stellt eine dieser Bewegungsstörungen dar, bei der die Anfallserscheinungen durch Stress oder Aufregung ausgelöst werden können.
Die betroffenen Hunde zeigen Episoden von allgemeiner Ataxie (Störungen der Muskelbewegungen) mit einem auffälligen Gangbild (Hypermetrie) und einer erhöhten Muskelspannung (Hypermetrie) an allen vier Beinen, sowie eine verminderte mentale Aktivität und einem milden Tremor (Muskelzucken). Die Episoden können von wenigen Minuten bis mehrere Stunden andauern und werden durch innere Anspannung ausgelöst, wie beim Spielen, nach dem Erschrecken durch unerwartete Geräusche oder bei heißem Wetter. Die Krankheit wird vermutlich autosomal-dominant vererbt, was aktuell aber noch weiter erforscht wird. Ein gutes Stressmanagement, eine spezifische Diät sowie eine Therapie mit antiepileptischen Medikamenten können die Frequenz der Episoden beeinflussen und die Symptome vermindern oder gar komplett unterdrücken. So können betroffenen Hunde nichtsdestotrotz ein Leben mit guter Lebensqualität und einer normalen Lebenserwartung führen. Anhand der genetischen Untersuchung kann die Erkrankung trotz der relativ variablen Symptome eindeutig identifiziert werden, um die weitere Verbreitung der genetischen Variante durch eine gezielte Zuchtplanung möglichst zu verhindern. Dieser Gentest ist nun bei Labogen erhältlich.